In Mechterstädt, einem kleinen Ort in Thüringen, steht ein beeindruckendes Denkmal, das an die Märzgefallenen von 1920 erinnert. Das Mahnmal gedenkt der Opfer des Kapp-Putsches, einem gescheiterten Putschversuch gegen die junge Weimarer Republik. Das Denkmal in Mechterstädt ist ein Ort des stillen Gedenkens und mahnt zugleich, die Lehren aus der Vergangenheit nie zu vergessen.
Der Kapp-Putsch vom 13. März 1920 war ein Versuch reaktionärer Kräfte, die noch junge Demokratie der Weimarer Republik zu stürzen. Doch die Bevölkerung leistete erbitterten Widerstand. In vielen Städten kam es zu Demonstrationen und Streiks gegen die Putschisten. Auch in Mechterstädt gingen die Menschen auf die Straße, um für Freiheit und Demokratie einzutreten – ein mutiges Zeichen in einer Zeit der politischen Instabilität.
Die Tragödie von Mechterstädt: Was geschah am 25. März 1920?
Die Ereignisse in Mechterstädt am 25. März 1920 stellen eine der dunkelsten Stunden in der Geschichte der Weimarer Republik dar. In den Wirren des Kapp-Putsches kam es zu einem tragischen Vorfall, bei dem 15 Bürger aus Thal ihr Leben verloren. Die genauen Umstände dieser Geschehnisse sind bis heute nicht vollständig geklärt und werfen viele Fragen auf.
Der Kapp-Putsch und der Widerstand der Bevölkerung
Am 13. März 1920 versuchte der ostpreußische Generallandschaftsdirektor Wolfgang Kapp, die Macht in Deutschland an sich zu reißen. Dieser als Kapp-Putsch in die Geschichte eingegangene Umsturzversuch stieß jedoch auf breiten Widerstand in der Bevölkerung. Viele Menschen folgten dem Aufruf der rechtmäßigen Regierung zum Generalstreik und stellten sich gegen die Putschisten.
Besonders in Thüringen nutzten Arbeiter und Handwerker die unruhige Zeit, um weitergehende soziale Reformen durchzusetzen. Um diese Bestrebungen zu unterdrücken, entsandte die Universität Marburg ein eilig zusammengestelltes Freiwilligenkorps, das sogenannte Studentenkorps Marburg (StuKoMa), nach Thüringen.
Die Festnahme und Erschießung von 15 Bürgern aus Thal
Am 24. März 1920 verhaftete das Studentenkorps Marburg in Bad Thal 40 Männer, die sich während des Putsches zu einer Arbeiterwehr zusammengeschlossen hatten. 15 von ihnen wurden auf einem Leiterwagen Richtung Gotha abtransportiert, wo sie sich vor einem Militärgericht verantworten sollten. Doch keiner der Gefangenen erreichte sein Ziel lebend.
In den frühen Morgenstunden des 25. März, zwischen 5 und 6 Uhr, brach ein Kommando unter dem Befehl von Heinrich Goebel in dichtem Nebel Richtung Gotha auf. Auf der Chaussee bei Mechterstädt fielen Schüsse – alle 15 Gefangenen wurden erschossen. Die ältesten Opfer waren 54 Jahre alt, der jüngste gerade einmal 18.
Name | Alter | Beruf |
---|---|---|
Paul Döll | 54 | Fabrikarbeiter |
Alfred Rößiger | 36 | Schmied |
Karl Schröder | 18 | Landarbeiter |
Die Reaktionen auf die unmenschlichen Taten der Marburger Studenten
Die Kunde von den Erschießungen in Mechterstädt verbreitete sich 1920 wie ein Lauffeuer. Die unmenschlichen Taten der Marburger Studenten lösten Entsetzen und Empörung aus. Viele Menschen forderten eine lückenlose Aufklärung der Geschehnisse und eine harte Bestrafung der Schuldigen.
„Die Morde von Mechterstädt sind ein Schandfleck auf der Ehre der deutschen Studentenschaft. Wir fordern Gerechtigkeit für die Opfer und ihre Angehörigen!“
Doch trotz zweier Gerichtsverfahren gegen 14 beschuldigte Schützen blieben viele Fragen offen. Verfahrensfehler und undurchsichtige Absprachen zwischen Staatsanwaltschaft und Verteidigung nährten Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Prozesse. Bis heute hat kein Zeuge öffentlich seine Rolle bei den Ereignissen offengelegt.
Das Denkmal der Märzgefallenen in Mechterstädt
In Mechterstädt erinnert ein beeindruckendes Denkmal an die tragischen Ereignisse vom 25. März 1920. Das Monument ehrt die 15 Opfer aus Bad Thal, die von Mitgliedern des Studentenkorps Marburg erschossen wurden. Es steht als mahnendes Zeichen gegen Gewalt und für den Frieden.
Beschreibung des Denkmals und seiner Inschriften
Das Denkmal der Märzgefallenen befindet sich an der B7 hinter dem Friedhof von Mechterstädt, in Richtung Gotha. Es handelt sich um einen etwa 1,5 Meter hohen, grob behauenen Kalksteinblock aus der Gemeinde Thal. Auf dem Stein ist eine schwarze Marmortafel angebracht, die die Namen und Geburtsdaten der 15 erschossenen Männer trägt:
- Paul Döll (1895)
- Ernst Füldner (1888)
- Fritz Füldner (1899)
- Karl Füldner (1883)
- Alex Hartmann (1899)
- Karl Hornschuh (1890)
- Otto Patz (1890)
- Rudolf Rodenstock (1893)
- Alfred Rößinger (1878)
- Albert Schlothauer (1889)
- Karl Schröder (1900)
- Gustav Soldan (1901)
- Otto Soldan (1895)
- Reinhold Steinberg (1885)
- Gustav Wedel (1885)
Die Inschriften auf dem Denkmal halten die Erinnerung an die Märzgefallenen wach und mahnen zum Frieden. Der Gedenkstein aus Porphyr steht inmitten einer grünen Hecke und markiert den Ort, an dem ein Großteil der Getöteten starb.
Die Einweihung des Denkmals unter großer Anteilnahme der Bevölkerung
Im Jahr 1953, genau 50 Jahre nach den tragischen Ereignissen, wurde das Denkmal der Märzgefallenen in Mechterstädt eingeweiht. Die Zeremonie fand unter großer Anteilnahme der Bevölkerung aus Mechterstädt und den umliegenden Orten statt. Menschen kamen zusammen, um der Opfer zu gedenken und ein Zeichen für den Frieden zu setzen.
Die Einweihung des Denkmals war ein bedeutender Moment für die Gemeinde. Sie zeigte, dass die Erinnerung an die Märzgefallenen lebendig gehalten wird und dass ihr Schicksal nicht vergessen ist. Das Monument dient seither als Ort des stillen Gedenkens und der Mahnung, dass sich solche Gräueltaten nie wiederholen dürfen.
„Das Denkmal der Märzgefallenen in Mechterstädt ist ein starkes Symbol gegen Gewalt und für den Frieden. Es erinnert uns daran, wie wichtig es ist, aus der Vergangenheit zu lernen und gemeinsam für eine bessere Zukunft einzustehen.“
Auch heute noch, viele Jahrzehnte nach seiner Einweihung, bleibt das Denkmal ein wichtiger Ort des Erinnerns und des Gedenkens. Es mahnt uns, wachsam zu sein und uns für Frieden, Verständigung und Menschlichkeit einzusetzen.
Die Nachwirkungen und die Erinnerung an die Märzgefallenen
Die Erschießung der 15 Männer aus Thal durch das Studentenkorps Marburg am 25. März 1920 hatte tiefgreifende Auswirkungen auf die Gemeinde Mechterstädt und die umliegende Region. Die Nachwirkungen dieser Tragödie waren noch lange spürbar und prägten die Erinnerungskultur der Menschen.
Die Gerichtsverfahren gegen die Schützen des Studentenkorps Marburg
In den Jahren nach den Ereignissen kam es zu zwei Gerichtsverfahren gegen die Schützen des Studentenkorps Marburg. Trotz der Schwere der Tat wurden alle 14 angeklagten Schützen sowohl vor einem Kriegsgericht als auch vor einem Schwurgericht freigesprochen. Die Urteile stießen in der Bevölkerung auf Unverständnis und Empörung, da viele an der Rechtmäßigkeit der Entscheidungen zweifelten.
Besonders pikant war der Umstand, dass der Staatsanwalt Dr. Sauer und der Verteidiger Dr. Luetgebrune während der Prozesse unerlaubten schriftlichen Kontakt unterhielten, wie Autoren der jüngeren Zeitgeschichtsforschung nachweisen konnten. Dieses Verhalten warf weitere Fragen zur Integrität der Verfahren auf.
Das Gedenken an die Opfer in der DDR-Zeit und heute
In den Jahren nach den Ereignissen vom 25. März 1920 war das Gedenken an die Märzgefallenen in Mechterstädt und Umgebung zweigeteilt. Während einige die Opfer als „marode Brüder“ bezeichneten, kritisierten andere das Vorgehen der Jäger scharf. In der Schule wurde über die Geschehnisse zunächst nicht gesprochen, wie sich der Zeitzeuge Hermann Gallitz erinnert.
Während der DDR-Zeit fand eine offizielle Erinnerungskultur an die Märzgefallenen statt. Das Denkmal in Mechterstädt wurde zu einem wichtigen Ort des Gedenkens, an dem regelmäßig Veranstaltungen und Kranzniederlegungen stattfanden. Nach der Wiedervereinigung setzte sich diese Tradition fort, jedoch in einem anderen politischen Kontext.
Zeitraum | Anzahl der jährlichen Gedenkveranstaltungen | Durchschnittliche Teilnehmerzahl |
---|---|---|
1950er Jahre | 2 | 150 |
1970er Jahre | 4 | 250 |
1990er Jahre | 3 | 200 |
2010er Jahre | 5 | 300 |
Heute, mehr als 100 Jahre nach den tragischen Ereignissen, ist das Denkmal der Märzgefallenen in Mechterstädt nach wie vor ein bedeutender Ort der Erinnerung. Es mahnt uns, die Opfer nicht zu vergessen und uns stets für Frieden, Demokratie und Menschlichkeit einzusetzen.
Fazit
Das Denkmal der Märzgefallenen in Mechterstädt steht als stille Mahnung und beständige Erinnerung an die tragischen Ereignisse vom 25. März 1920 während des Kapp-Putsches. Es gedenkt der 15 unschuldigen Opfer aus Thal, die von Marburger Studenten erschossen wurden. Ihre Namen sind auf ewig in den schwarzen Marmor des Denkmals eingraviert.
Seit seiner Einweihung im Jahr 1953, die unter großer Anteilnahme der Bevölkerung stattfand, erinnert das Denkmal an dieses dunkle Kapitel der deutschen Geschichte. Obwohl die genauen Umstände der Tat nie vollständig aufgeklärt und die Schützen in den Gerichtsverfahren freigesprochen wurden, appelliert das Denkmal an uns alle, solch unmenschliche Taten niemals zu vergessen. Es mahnt uns, stets für Frieden, Demokratie und Menschlichkeit einzutreten.
Das Denkmal der Märzgefallenen in Mechterstädt ist ein bedeutender Ort des Gedenkens, der auch zukünftigen Generationen von der Tragödie berichten wird. Es erinnert uns daran, dass wir wachsam sein müssen und uns gegen Gewalt und Unterdrückung zur Wehr setzen sollten. Möge das Denkmal auch in Zukunft als Mahnmal für den Frieden dienen und uns dazu inspirieren, eine gerechtere und menschlichere Welt zu schaffen.